Anpassung im Körper
Der Körper versucht durch Anpassung und Ausgleichen möglichst optimale Bedingungen herzustellen. Die Anpassung des Körpers ist an drei Gesetzte gebunden[1]:
a) Gesetz des Gleichgewichts: die Statik des Körpers wird so angepasst, dass sich die Augen und das Gleichgewichtsorgan im Innenohr auf gleich ausgerichteter Ebene befinden
b) Gesetz der Ökonomie: der geringst mögliche Energieaufwand wird angestrebt - Muskulatur ist nicht geschaffen, um eine kontinuierliche Leistung zu erbringen, daher wird es bei einer chronischen Überbelastung fibrosieren, d.h. dass sich die Bindegewebshüllen vermehren, vernarben, verhärten
c) Gesetz des Komforts: für die Schmerzfreiheit wird sogar ein unnötiger Energieverbrauch in Kauf genommen
Wenn die Anpassung auf Dauer besteht, führt sie erneut zu Beweglichkeitsverlust und der Kreislauf beginnt von vorn. Reicht diese Anpassung nicht aus oder gelingt sie nicht, führt das zu einer Störung mit Mobilitätsverlust und infolge dessen zu Schmerzen.
Anpassung der Faszien
Faszien verdicken und „verfilzen“ bei ständiger zu einseitiger Belastung. Sie verlieren ihre Elastizität, was zu einer verschlechterten Funktionsfähigkeit führt.
Bsp: bei einer Untersuchung eines Arms nach 6 Wochen im Gips zeigten sich die Faszien dicht verfilzt
Faszien können miteinander verkleben worauf hin die Lymphe als Gleitmittel und Transportorgan von Nährstoffen staut:
* Entzündungsstoffe werden ausgeschüttet,
* Muskeln verkrampfen,
* es können Mikrotraumen - kleine Risse und Wunden – und chronische Schmerzen entstehen.
Durch ein Verkleben und Verhärten der Faszien wird die Kraftübertragung in einem stärkeren Maße gehemmt, als es durch Muskelaufbau zu einem Zuwachs kommt.
Stress als Schmerzauslöser
Bei Stress reagiert das Bindegewebe wie ein zu heiß gewaschener Pullover: die Faszien ziehen sich aktiv und unabhängig vom Muskel zusammen. Es besteht eine Wechselwirkung: Stress lässt die Spannung in den Faszien enorm ansteigen UND enorme Spannung in den Faszien lässt uns gestresst fühlen.
Der oben beschriebene Prozess wird in Gang gesetzt, ohne eine sichtbare körperliche Überbelastung. Stressbotenstoffe (Cortisol) werden wie bei Depression oder bei Schlafstörungen freigesetzt.
Wissenschaftliche Studien zeigten: 17% der Menschen ohne Depression und 35% der Menschen mit Depression leiden unter Rückenschmerzen. Bei Depression wurde weniger Serotonin im Körper nachgewiesen. Dadurch ist mehr StressBotenstoff Cortisol und weniger Wachstumshormon IGF-1 vorhanden, welches für die Reparatur von Mikrotraumen in der TiefschlafPhase verantwortlich ist. Beides erzeugt mehr Schmerz.
Faszien und das Alter
Mit dem Alter können wir nicht mehr so viel Wasser im Körper speichern und meist trinken ältere Menschen nicht mehr genug.
Feuchtigkeit ist jedoch ein wichtiges Schmiermittel im Körper, das uns geschmeidig hält. Weniger Wasser im Fasziengewebe verringert die Elastizität und erhöht das Risiko des Verklebens. Sind Faszien verklebt, leidet die Gelenkigkeit und Beweglichkeit – das Risiko für Überlastungsschäden steigt.
Faszien reagieren gut auf Dehnreize. Der Erhalt der Geschmeidigkeit und Elastizität der Faszien ist von größte Wichtigkeit.
Bsp: Stell dir vor, du trainierst in einer engen Jeans (ohne Stretchanteil): sie schränkt den Bewegungsumfang deiner Gelenke und Muskeln ein und verhindert geschmeidige und großzügige Bewegungen – auch wenn die Muskulatur die Dehnfähigkeit hätte.
Es ist ein ähnlicher Effekt, wenn deine bindegewebige Hülle um deinen Muskel verklebt und verhärtet ist.
Bsp: wenn ein junger Mensch die Treppe runtergeht hat er ein federndes Gangbild; ein älterer Mensch hat wesentlich weniger Federn und Spannung im Gang
[1] Das Becken aus osteopathischer Sicht von Guido F. Meert