Medizinisches Grundwissen zu Faszien
Der Begriff Faszie (fascia) kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Verbund, Bündel, Band.
Faszien befinden sich im gesamten Körper. Es sind helle Gewebeschichten - hauchdünn bis millimeterdick. Sie bilden ein fast alles umhüllendes, haltendes, stützendes, durchdringendes und verbindendes Netzwerk im Körper.
Faszien bestehen aus dicken Bündeln aus Kollagenfasern und dazwischen dünneren aus Elastin, aus FaszienZellen (Fibroblasten) und jeder Menge Wasser um die Fasern herum. Sie bestehen zu 68% aus Wasser: davon sind mehr als 50% in flüssiges Kristall gebunden (ein Teil der Wasserstoffbrücken löst sich immer wieder, um sich gleich wieder neu zu binden).
Funktionen
* Stützfunktion: Bänder der Gelenkkapseln machen Gelenke stabil und funktionell – Muskeln sind der Motor, die durch die fasziale Mechanik koordiniert werden.
* umhüllt Organe und Muskeln und sorgt dafür, dass diese an ihrem Platz bleiben und an den knöchernen Strukturen befestigt werden.
* Bsp. Orange: Faszien sind wie die weiß-gelbliche Haut, die nach dem Schälen bleibt, außerdem teilt sie die Frucht in kleine halbmondförmige Schnitze und innerhalb dieser das Fruchtfleisch in kleine Fruchtbläschen UND verbindet alles miteinander.
* Trägerfunktion: tragende Struktur für Nerven-, Gefäß- und LymphSystem
* Schutzfunktion: vor Spannung, Stoß, Kompression – bewahren die Form des Körpers
* Stoßdämpfer: verwandeln sich bei erhöhter Belastung in zähflüssige Substanz z.B. im unteren Rücken
* Abwehr / Immunsystem: Wirkmechanismus der Faszien beginnt vor der allgemeinen Abwehrfunktion des Körpers
* innerhalb des Bindegewebes sind die Lymphkanäle: Körper transportiert über die Lymphe Abfallstoffe
* Mechanik: die Bindegewebshülle des Muskels verdichtet sich an den Enden zu einer Sehne
* durch die Sehnen und Bänder übertragen die Muskeln ihre Kraft auf den Knochen
* = Brücke zwischen flexiblen Muskeln und starren Knochen
* Faszienplatten verstärken z.B. den unteren Rücken und übernehmen einen Teil der Kraftübertragung
Eigenschaften
Faszien enthalten praktisch keine Blutgefäße (s. myofasziales Eigentraining), dafür Lymphflüssigkeit. Gut trainiert haben sie eine scherengitterförmige Struktur wie eine Netzstrumpfhose
Ein gesundes FaszienNetzwerk ist geschmeidig, gleitfähig, hochelastisch und dehnbar, gleichzeitig belastbar, kräftig und reißfest.
Faszien wurden früher als „Verpackungsmaterial“ betrachtet, was widerum Auswirkung auf Trainings- und OP-Methoden hatte. Heute werden sie aufgrund der vielen Nervenenden und Rezeptoren als Sinnesorgan oder Zweigstelle des Gehirns betrachtet. Sie haben bis zu 6mal mehr Rezeptoren, als ein Muskel. Je elastischer und geschmeidiger das Bindegewebe ist, desto besser sind Koordination und Körperwahrnehmung.
Faszien sind sehr flexibel und können sich in ihrer Ausprägung vor Ort an die Belastung und Beanspruchung anpassen - sie verdichten und verdicken sich bei starker Belastung.
Tensegrity Modell
Tension (Spannung) und Integrity (Zusammenhalt, Ganzheit, Einheit) bilden den KunstNamen Tensegrity. Die Architekten Richard Buckminster Fuller und Kenneth Snelson haben im 20. Jahrhundert diesen Begriff geprägt und architektonischen Meisterwerke mit diesem Prinzip erbaut.
Im Körper berühren sich unsere Knochen an keiner Stelle direkt, sondern werden durch korrekte Winkel und adäquate Spannung auf Abstand gehalten.
Knochen können sich in ihrer Lage / Position verändern und das Zugsystem der Faszien trägt den Körper.
Faszien sind das Spannungsnetzwerk des Körpers – ihre Zugspannung ist das tragende Element.
Faszienketten
...harmonisieren die Bewegung. Sie ermöglichen eine Kraftübertragung und eine Stoßdämpfung (Bsp Landung vom Sprung). Schematisch betrachtet sind Faszien die Seile eines Flaschenzuges, welche die Kräfte übertragen. Gelenke sind in diesem Modell die Umlenkrollen.
Bsp Gehen: die aufrechte Haltung erfordert ständige Anpassung der Ausrichtung des Körpers in Bezug auf die Basis bzw. die Füße sowie eine Ausgleichbewegung der Arme und des Rumpfes. Das Zusammenspiel der Faszien ermöglicht einen minimalen Energieverbrauch für die aufrechte Haltung, eine Harmonisierung des Gangbildes und die Kraftübertragung.
Katapult Mechanismus / Rebound Elastizität
Faszien können unabhängig vom Muskel kontrahieren (s. Stress) und ihre Kraft entfalten.
Bsp. Sprung nach oben: vor einem Sprung gehst du in etwas in die Hocke - der Bewegung entgegengesetzt. Dadurch wird die Faszie maximal gespannt bzw. gedehnt. Danach nutzt du die in den Faszien abgespeicherte Vorspannung für deinen Sprung. Dadurch wird weniger Muskelenergie verbraucht. Wir Menschen sind Meister des Gehens und können durch den energiesparenden Einsatz von Faszien stundenlang spazieren gehen.